Mietwagen: Vorsicht vor unsinnigen Gebühren

Finanziell angeschlagene Autovermieter erfinden neue Rechnungspositionen
07 Apr 2009
Mietwagen: Vorsicht vor unsinnigen Gebühren

Vorsicht vor Stornierungsstrafen, Energieaufschlägen (energy surcharges) und Einrichtungsgebühren (facility fees). All diese Positionen können auf der nächsten Mietwagenabrechnung auftauchen.

Finanziell angeschlagene Autovermieter erfinden still und heimlich neue Rechnungspositionen, um ihre Einnahmen in einer rückläufigen Wirtschaftslage zu verbessern.

Um ein Bild davon zu bekommen, wie absurd die Lage geworden ist, schauen wir uns das Erlebnis von Jim Swofford an. Er fand auf seiner Hertz-Abrechnung eine mysteriöse Abgabe in Höhe von 5 Dollar. Eine Mitarbeiterin von Hertz erklärte diese als "cancellation fee", also Stornierungsstrafe. Autovermieter berechnen normalerweise keine Gebühren für Stornierungen. Also erklärte Swofford, der regelmäßig Autos bei Hertz mietet, er würde ein für einen späteren Zeitpunkt bereits angemietetes Auto angesichts der neuen Gebühr nicht in Anspruch nehmen wollen. "Das macht 25 Dollar", sagte die Hertz-Mitarbeiterin. Daraufhin erwiederte Swofford, er wolle nicht canceln sondern werde einfach nicht erscheinen. "Das würde zu einer Gebühr in Höhe von 50 Dollar führen", so die Antwort.

Oder nehmen wir Eric Hegwer, ein Fotograf aus Austin, Texas. Der entdeckte zusätzlich noch einen Energieaufschlag von 1 Dollar auf seiner Hertz-Rechnung. "Meine bisherigen Rechnungen hatten das nicht", sagte er und fragte bei Hertz nach. Paula Rivera, Sprecherin von Hertz, erklärte ihm, die cancellation fee, die im Dezember eingeführt wurde, gelte nur für im Voraus bezahlte Reservierungen und "entschädige Hertz für den entstandenen Papierkram und die Unkosten in Zusammenhang mit einer vorbezahlten Reservierung". Die Gebühr decke außerdem Teile der Kosten für das Bereithalten der Fahrzeuge. Der Energieaufschlag, der im Oktober eingeführt wurde, addiert in den meisten Bundesstaaten einen Dollar pro Tag, um den "steigenden Nebenkosten sowie den Benzin-, Öl- und Schmierfettkosten entgegenzuwirken", so Rivera.

Man kann leicht erkennen, warum die Autovermieter diese Maßnahmen ergreifen. Die Industrie verliert ihr Geld schneller, als Öl aus einer geborstenen Pipeline auslaufen kann. Hertz hat im vierten Quartal 2008 insgesamt 73 Millionen Dollar verloren, Avis sogar 121 Millionen. Dabei ging es ihnen noch bedeutend besser, als Advantage Rent A Car, die im Dezember Insolvenz angemeldet haben und deren Aktiva für 33 Millionen Dollar an Hertz verkauft wurden. Jeder Cent zählt für die Vermieterfirmen. Derweil sehen sich diese mit unzähligen Gerichtsverfahren zu den neuen Gebühren und Abgaben konfrontiert.

Eine Gebühr für etwas, für das man schon bezahlt hat? Das ist eine der kreativeren Ideen, den Kunden von seinem Geld zu trennen. "Dreimal ist es mir schon passiert, mit drei verschiedenen Autovermietern, dass sie versuchten, mir Benzin in Rechnung zu stellen als ich das Auto mit vollem Tank zurückbrachte und sie behaupteten, es wäre ein Versehen gewesen", berichtet Sid Savara, ein Software Engineer aus Oahu, Hawaii. "Es lässt mich vermuten, dass sie die Gebühr einfach aufschlagen und hoffen, dass die meisten Kunden sie nicht bemerken."

John DiPietro, Autor aus Boston, hatte seinen eigenen E-ZPass Toll Transponder (ein elektronischer Mautgebührbezahler) mit an Bord, als er mit seinem Mietwagen in Massachusetts unterwegs war. Dennoch hat ihm Budget die Gebühren für die Mautstraßen in Rechnung gestellt. "Wir versuchen noch, das Problem zu lösen", sagte er. Derzeit muss man wie nie zu vor auf der Hut sein vor doppelten Gebühren für die gleiche Leistung.

Auch neu im Sortiment der erfindungsreichen Autovermieter: eine Gebühr für etwas, das fester Bestandteil des Autos ist: Räder zum Beispiel. Enterprise stellte neulich einem Leser von Edgar Dworskys Webseite http://www.consumerworld.org eine "tire fee" in Höhe von 2 Dollar in Rechnung. Dworsky hakte nach und erhielt von Enterprise die Auskunft, diese sei im Bundesstaat Florida vorgeschrieben. "Ich vermute, der Ratschlag an die Kunden ist zukünftig, Autos ohne Reifen zu buchen", so Dworsky. Aber andere Gebühren kann man nicht auf den Staat schieben. Es wäre vielleicht interessant, an einer Vermietstation mit vier Reifen und einem Ölkännchen zu erscheinen und zu bitten, die Gebühren für diese Dinge zu streichen. Ob sie darauf eingehen?

Weiter geht's: Scott Lerman fand eine "privilege fee" auf seiner letzten Abrechnung in Florida, die für Vermietungen gilt, die innerhalb von 48 Stunden nach einer Ankunft mit dem Flugzeug gilt. "Sowas habe ich noch nie gesehen", sagt the Livingston, ein Publizist aus New Jersey. Die Gebühr decke die Mehrkosten für eine Vermietstation abseits eines Flughafens.

Nicht neu hingegen sind Gebühren für neue Stadien und Konzerthallen. Diese werden normalerweise nicht von Autovermietern gebaut oder verwaltet. Aber die Stadt verlangt von ihren Bürgern Steuern, und sofern sich die Firmen nicht dagegen gewehrt haben, zahlen auch sie Abgaben hierfür. So wundert es nicht, dass Seth Mendelsohn, der Präsident eines Lebensmittelgeschäfts in Boulder, Colorado, eine 4 Dollar "downtown arena fee" auf seiner Rechnung fand, als er neulich Kansas City besuchte. Es gibt dutzende, vielleicht sogar hunderte solcher "stadium taxes" im ganzen Land, und ständig tauchen neue auf.

Ein geradezu alter Hut sind die Gebühren für Zusatzfahrer. Hier hat sich jedoch in letzter Zeit die Art und Weise, wie sie als erforderlich hingestellt werden, geändert. Als Carol Stevenson und ihre Schwester ein Auto von Payless in Phoenix, Arizona anmieteten, wurde von ihnen verlangt, eine Zusatzgebühr von 9 Dollar pro Tag zu zahlen, wenn Stevensons Schwester fahren wolle. "Und das enthielt nicht die Haftpflichtversicherung", erinnerte sie sich. In der Vergangenheit sahen die Mitarbeiter darüber hinweg, wenn zwei Kunden ein Auto anmieten wollten. Aber in Zeiten knapper Kassen wird mehr Druck aufgebaut, um den zweiten Fahrer eintragen zu lassen. Wenn man nicht bezahle und es käme zu einem Unfall würde das von ihrer Versicherung nicht gedeckt. Das legt nahe, ihr überteuertes collision-damage waiver zu ordern. Seltsam ist, dass all diese Leistungen von der Autoversicherung bereits abgedeckt sind.

(Anmerkung der Red.: Deutsche Touristen sollten ihren Mietwagen ausschließlich in Deutschland mit der erweiterten Personenhaftpflicht anmieten. Wenn ein Reisender Mitglied bei ADAC - Partner von AAA - ist, braucht man im Urlaub vor Ort keinerlei Zusatzversicherungen oder -gebühren wie die neuerliche "roadside tax". Zur Not droht man mit einem Anruf bei AAA, welcher im Ernstfall wirklich hilft. Prüft in jedem Fall alle Vertrags- und Rechnungspositionen ganz genau, damit am Ende eine nicht gewollte Position nicht heimlich doch mit im Vertrag aufgeführt ist. Scheut Euch nicht, unsinnige Passagen im Mietvertrag zu streichen. Eine neue Masche bei ausländischen Anmietern ist beispielsweise auch, den Mietpreis in Euro statt in Dollar abzurechnen.)

Es heißt somit nicht mehr nur "Augen auf beim Autokauf", sondern auf "Augen auf bei Fahrzeugmiete, sonst ziehst Du die Entgeltniete".

Quelle: http://www.msnbc.msn.com/id/30033404 06.04.2009

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